SWB Mietermagazin 12|23

Hauptsache 05 Haben Sie nie geplant, den Arbeitgeber zu wechseln? In den 90er Jahren kam der Aufruf, sich am Aufbau Ost zu beteiligen. SWB erwarb dort eine Baufirma, die ich 1998/99 zusätzlich als Geschäftsführer geleitet habe. Es war spannend, mal die andere Seite, die Bauwirtschaft, kennenzulernen, insbesondere unter den völlig fremden Bedingungen. Nach einiger Zeit konnten meine Familie und ich uns vorstellen, dort zu bleiben. SWB-interne Gründe hielten mich letztlich in Mülheim fest. Als später der Zeitpunkt kam, an dem ich erneut über einen Abschied von der SWB nachdachte, wurde mir überraschend vorgeschlagen, Kaufmännischer Leiter mit Prokura zu werden – wieder mit komplett neuen Aufgabenstellungen. Das war ein toller Job mit spannenden Aufgaben, da konnte ich nicht nein sagen. Was hat sich im Laufe der Jahrzehnte bei der SWB und in der Branche verändert? Alles. Bis 1990 gab es ja noch die Gemeinnützigkeit in der Wohnungswirtschaft. Das Verhältnis zwischen den Wohnungsbaugesellschaften und ihren Kunden war ein ganz anderes. Das musste sich nach dem Wegfall der Gemeinnützigkeit radikal ändern. Ziel war ein moderner Dienstleister rund um das Thema Wohnen, bei dem der Kunde im Mittelpunkt steht. Das war gut so, es erforderte aber auch ein Umdenken innerhalb der Unternehmen, natürlich auch der SWB. Wir mussten alle lernen, dass ein Dienstleistungsbetrieb sich laufend mit verändertem Kundenverhalten befassen muss, das gab es in dieser Form lange Zeit nicht. Da waren die Menschen froh, ein Dach über dem Kopf zu haben und gut war es. Die Ansprüche ans Wohnen haben sich immer schneller und vielfältiger weiterentwickelt. Die damit verbundenen, neuen Aufgaben erfordern von unseren Mitarbeitern ein hohes Maß an Flexibilität, wodurch aber auch die Attraktivität der Arbeitsplätze deutlich gesteigert wurde. Wie haben Sie die 40 Jahre bei der SWB verändert? Ich bin selbstbewusster geworden. Und ich habe mit dem zeitlichen Abstand eine andere Sicht auf viele Dinge bekommen. Wie oft habe ich mich über den damaligen Geschäftsführer Horst van Emmerich geärgert, der seinen Mitarbeitern alles abverlangt hat. Heute sehe ich, was ich alles von ihm gelernt habe. Unter anderem das Motto: „Verlange nie mehr von deinen Mitarbeitern, als du selbst bereit bist zu geben“. Helmut Driskes wiederum hat mich sensibilisiert für die Bedeutung der sozialen Komponenten: unsere Aufgaben bewältigen wir nur mit einer funktionierenden Mannschaft. Auf das Miteinander kommt es an. Nehmen wir noch Robert Kunz, der Verfechter unternehmensinterner Strukturen, gleichwohl zukunftsorientiert aufgestellt. Ich habe jetzt nur einige genannt, Tatsache ist aber, dass ich von allen viel gelernt habe. Letztendlich habe ich SWB sehr viel zu verdanken. In all den Jahren habe ich stets die faire Chance bekommen, mich in unterschiedlichen Aufgaben und Positionen zu bewähren. Ich gehe aber mit dem Selbstverständnis, SWB nichts schuldig geblieben zu sein, da ich stets mit großer Freude und höchstem Engagement bei der Sache war. Was war die beste Entscheidung für Sie, die Sie getroffen haben? Im Jahr 1984 meine Frau Sylvia geheiratet zu haben. Ohne sie wäre eine derartige berufliche Entwicklung nicht möglich gewesen; sie hat mir stets den Rücken freigehalten und mir vertraut. Gibt es eine Entscheidung, die Sie bereut haben? Natürlich, niemand ist unfehlbar. Aber das gehört nun mal zum unternehmerischen Risiko. Aber den Mut zu haben, mit einer Entscheidung falsch zu liegen, ist doch immer noch besser, als keine zu treffen. Der Vorteil: Aus falschen Entscheidungen kann man lernen, wenn man will. Was waren die Höhepunkte Ihres Berufslebens? Da gab es viele. Einer war sicherlich, dass wir in den letzten 20 Jahren aus einem angeschlagenen Unternehmen einen modernen Dienstleister geformt haben, der interessante und sichere Arbeitsplätze bietet und betriebswirtschaftlich gut dasteht. So konnten wir recht entspannt mit den Auswirkungen von Corona umgehen. Im Gegenteil, wir haben die SWB intern umgekrempelt und große Fortschritte beim Thema Digitalisierung gemacht. Gleichzeitig ermöglicht uns der wirtschaftliche Erfolg den kontinuierlichen Ausbau unseres sozialen Engagements. Unsere Bauprojekte in den 40 Jahren waren ebenfalls äußerst spannend und innovativ. Sowohl in der Modernisierung als auch im Neubau waren da herausragende Baumaßnahmen dabei. Die Wirtschaftsgebäude des Klosters Saarn, das ehemalige Feierabendhaus Tilsiter Straße oder das Saarn Center, die Entwicklung der Luxemburger Allee oder die Maßnahmen in Heißen und Dümpten. Denken wir an den Rückbau von vier Etagen des Hochhauses am Bottenbruch und die damit verbundene positive Auswirkung auf das Quartier. Mit diesem Projekt sind wir wieder mit einem ganzheitlichen Blick in die Quartiersentwicklung eingestiegen. Auch die Sanierung des Historischen Rathauses mit den Problemen, die Finanzierung in Zeiten der Bankenkrise auf die Beine zu stellen, war schon bemerkenswert. Insgesamt bleibt aber festzuhalten, dass jede Zeit persönliche Erfolgserlebnisse mit sich brachte, aber auch Rückschläge. So ist das nun mal und auch das ist nicht tragisch, denn es lehrt uns Demut. An der gelungenen Sanierung des Historischen Rathauses war Andreas Timmerkamp maßgeblich beteiligt.

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