SWB Mietermagazin 12|23

06 Hauptsache Wie haben Sie mit der SWB als kommunaler Tochter die Zusammenarbeit mit der Stadt erlebt? Die Stadt ist immer fair mit uns umgegangen und hat nie von uns ein Engagement erwartet, das nicht wirtschaftlich für uns gewesen wäre. Es war immer ein Miteinander auf Augenhöhe. Entscheidend dabei ist Offenheit und Transparenz gegenüber den Gremien. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass ein begründetes „Nein“ zwar nicht alle immer gut finden, es aber im Sinne der SWB akzeptieren. Ein Beispiel: Die Stadt hat sich aus guten Gründen die Klimaneutralität 2035 auf die Fahnen geschrieben. Das ist ihr gutes Recht und nachvollziehbar. SWB hat aber von Beginn an den Standpunkt vertreten, dass dies für ihre Bestände nicht umsetzbar sei, obwohl wir schon energetisch deutlich besser dastehen als der Durchschnitt unseres Landes. Begründung: Die erforderlichen Investitionen sind bis 2035 weder umsetzbar noch finanzierbar. Was ist eine der großen Herausforderungen dieser Zeit? Neben dem Klimaschutz ist auf jeden Fall die Entwicklung der Baukosten ein großes Thema, da sie zurzeit eine Höhe erreichen, die die Wirtschaftlichkeit der Projekte in Frage stellt. Deshalb haben wir in den vergangenen zwei Jahren nur bereits laufende Projekte beendet. Aber seit diesem Jahr planen wir wieder neue, öffentlich geförderte Projekte, um den Klimaschutzanforderungen und dem Wohnraumbedarf gerecht zu werden und langfristig modernen und bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Dies zu erreichen heißt, neue Wege zu beschreiten. Daher sind Themen wie serielles Bauen sowohl im Neubau als auch der Modernisierung, Holzbauweise und regenerative Energiemodelle bereits in unsere Mittelfristplanung eingeflossen. Mittel- bis langfristig erhoffen wir uns noch einen großen Sprung durch die kommunale Wärmeplanung. Die letzten drei Geschäftsführer-Jahre hatten es in sich. CoronaPandemie, Lieferkettenengpässe, veränderte Förderkulisse, Klimaschutzanforderungen, gestiegene Baukosten, gestiegene Zinsen. Wie hat das einen Mann der Zahlen umgetrieben? Erlauben Sie mir ein Zitat: „Gott gibt uns die Nüsse, aber knacken müssen wir sie selbst“. In schwierigen Zeiten macht es wenig Sinn, sich hinter dem Ofen zu verstecken. Wir brauchen Mut zum unternehmerischen Risiko. Wir haben dafür bisher auch die Unterstützung unserer Aufsichtsgremien und insbesondere unserer Belegschaft erhalten. Gerade in komplizierteren Zeiten zeichnen sich unsere Mitarbeiter durch ihr hohes Engagement und Verständnis besonders aus und treten einmal mehr den Beweis an, dass sie das Fundament des Unternehmens sind. Was wollen Sie den Mitarbeitern mit auf den Weg geben? Sie sollen sich mehr trauen. Wir müssen viele Prozesse digitalisieren, das bringt aber auch die große Chance, seinen Arbeitsplatz weiterzuentwickeln und interessant zu gestalten. Die Nachwuchskräfte sollten die Erfahrung der älteren Mitarbeiter schätzen. Diese wiederum müssen akzeptieren, dass die junge Generation es anders, aber trotzdem richtig machen kann. Trauen Sie sich, etwas zu verändern und suchen Sie den Dialog. Haben Sie den Mut, auch mal zu fallen, und lernen Sie, wieder aufzustehen. Welche Herausforderungen sehen Sie in der Zukunft für die SWB? Bis 2045 klimaneutral zu werden. Das ist eine große Herausforderung in Bezug auf den Zeitfaktor, die Manpower und die Kosten in Höhe von rund 300 Millionen Euro. Ein zweites großes Thema ist der Fachkräftemangel und die daraus resultierende Weiterentwicklung der Arbeitsplätze. Wir müssen uns so aufstellen, dass wir, wenn die Babyboomer in Rente gehen, auch mit weniger Mitarbeitern gleiche oder bessere Ergebnisse erzielen können. Und bei allen eingeräumten Freiheiten müssen die Mitarbeiter und die Vorgesetzten verstehen, dass klare, unmissverständliche Strukturen keine Maßregelung oder Einengung darstellen. Das Gesetz nur kann uns Freiheit geben. Demokratie ohne Gesetz funktioniert nicht. Das stellt vielfach für alle Beteiligten einen großen Spagat dar, muss aber letztlich von der Führungsmannschaft vorgegeben und gelebt werden. Zur Bewältigung dieser komplexen Herausforderungen wünsche ich meinen Nachfolgern Oliver Ahrweiler und Sven Glocker viel Erfolg. Weitsicht, Mut und Entschlossenheit sind das Fundament einer erfolgreichen Unternehmensentwicklung und natürlich stets ein glückliches Händchen. Andreas Timmerkamp (r.) mit Sven Glocker (links) und Oliver Ahrweiler (Mitte), die als Doppelspitze ab April die Geschäftsführung der SWB übernehmen.

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